Zum Bankett nach Brüssel – die Klassen 2, 23 und 24 unterwegs
An einem trüben Donnerstagmorgen im Januar überraschte uns unser Service-Lehrer Herr Gomer im Unterricht mit spannenden Neuigkeiten. Nachdem er unsere Klasse betreten und gewohnt schwungvoll der allgemeinen Trägheit eines Januarmorgens begegnet war, verkündete er, dass man uns gerne auf ein Bankett in die Landesvertretung Baden-Württembergs in Brüssel mitnehmen würde. Nicht aber etwa als Gast, sondern selbstverständlich als mehr oder weniger erfahrene Servicemitarbeitende. Jährlich findet dort nämlich ein Neujahrsempfang des Ministerpräsidenten statt, den unsere Schule schon in jahrelanger Tradition tatkräftig unterstützt. Schon war es um unsere Trägheit geschehen und die Aussicht auf eine unerwartete (und noch dazu kostenlose) Klassenfahrt ließ uns aufhorchen. Gemeinsam mit der Klasse B23 aus dem ersten Lehrjahr würden wir also Anfang Februar nach Brüssel fahren, dort beim Neujahrsempfang im Service helfen und Stadt und EU-Parlament besichtigen – ob wir denn Lust dazu hätten? Allgemeines, energisches Kopfnicken und vier Wochen Vorbereitungszeit später saßen wir im Bus: Etwas über 40 HoFa und ReFa-Azubis des 1. und 2. Lehrjahres, vier Köche (davon hatten wir uns drei aus der Klasse B02 ausgeliehen), unser Schulleiter Herr Fechteler, als Lehrkräfte Frau Schupp und Herr Gomer, und natürlich Muhamed, unser kompetenter Busfahrer. Wer aus dem Schwarzwald gerne nach Belgien reist, weiß, dass das durchaus etwas länger dauern kann, aber unsere 8-stündige Busfahrt wurde durch ausreichend Pausen, ein mobiles Frühstücksbuffet, dass wir auf einer Biergarnitur auf den Raststätten aufbauten und natürlich viel Schlaf angenehm verkürzt. Und wie es sich für Gastronom:innen gehört, haben wir in Brüssel gleich nach unser Ankunft großzügig gespeist. Denn noch bevor wir unser Hostel bezogen, konnten wir uns schon einmal ein Bild von den beeindruckenden Räumlichkeiten der Landesvertretung machen, in denen der Neujahresempfang tags darauf stattfinden würde, und wurden dort sogleich auch zum Essen eingeladen. Außerdem lernten wir Hamsa kennen, unseren Chef und einer der Organisatoren des Empfangs, nur „unwesentlich älter“ als wir (wie er selbst betonte), aber natürlich wesentlich gestresster. Hamsa machte uns allerdings viel Mut für die Arbeit am nächsten Tag und erhöhte die Vorfreude nochmal um ein großes Stück! Der Abend darauf stand zur freien Verfügung (und wie man sich denken kann, haben das auch alle ausgiebig, aber anständig ausgenutzt, denn der nächste Tag würde lang werden). Montags kamen wir nach eigenständigem Frühstück in den Genuss einer sehr eisigen, nebligen, aber auch sehr schönen Stadtführung durch Brüssel und der vermeintlich besten Pommes der Stadt (ob dem auch so war, wurde heiß diskutiert). Im Anschluss besuchten wir das EU-Parlament und der für den Regierungsbezirk Freiburg zuständige Europaabgeordnete Andreas Schwab stellte sich freundlicherweise unseren Fragen. Erst dann war die Zeit für den eigentlich Anlass unseres Aufenthalts gekommen: Am frühen Abend begaben wir uns wieder in die Landesvertretung und unterstützten dort beim Neujahresempfang. Die ca. 700 (!) Gäste wurden von uns sowohl beim Empfang als auch danach an der Bar, dem Büffet, mit den Canapés und Getränken und selbstverständlich aus der Küche heraus betreut und natürlich stets mit einem Lächeln empfangen. Erst nach Mitternacht war unsere Arbeit getan, glücklicherweise war der Abend aber sehr gut verlaufen und sowohl die Gäste, als auch Hamsa und unsere LehrerInnen sehr zufrieden. Erschöpft, aber um viele Erfahrungen und den Inhalt eines Gläschens Sekt, Wein, Wasser oder Cider reicher (im Übrigens auch um ein Lebensjahr, denn Caro durften wir noch mit einem Ständchen zum Geburtstag gratulieren) machten wir uns so wieder auf den Weg ins Hostel und am Tag darauf, wohlgemerkt bei strahlendem Sonnenschein auch nach Hause. An dieser Stelle ein großer Dank an unsere Lehrkräfte und die Landesvertretung für diese tolle kleine Klassenfahrt, an Hamsa für die freundliche und beruhigende Betreuung, an Muhamed für den sicheren Transport (der im Hemd deutlich mehr wie ein Gastronom aussah als wir in unseren Hoodies und Jogginghosen) und das Internat, für das mobile Frühstück unterwegs und die Vesper, die uns in Villingen nach Ankunft erwartet hat. Zu erwähnen sei noch unser obligatorisches Foto am Atomium auf dem Heimweg und natürlich die Busheizung, die im vorderen Teil des Busses so dermaßen wenig und im hinteren Teil des Busses so dermaßen stark geheizt hat, dass in den verbliebenen Tagen der Schulwoche die Hälfte der Klasse schniefend und hustend im Klassenzimmer saß und unser Wirtschaftslehrer Herr Schäfer sowohl belustigt als auch in hohem Maße um die Gesundheit aller besorgt feststellte, dass wir nicht nur gutes Wetter und gute Laune, sondern auch ein paar Bazillen aus Brüssel mitgebracht hätten. Und ja, es lag an der Busheizung!
Text: Linus Doufrain
Bilder: Emma Schupp